Pflege hat die Q-Wahl – Ergebnisse der DGQ-Umfrage zur Bundestagswahl 202118 | 08 | 21

Pflege: ein Wahlversprechen

Die Pflege hat es zum Ende der laufenden Wahlperiode nicht nur hierzulande zu großer öffentlicher Aufmerksamkeit gebracht. Dafür ist die Coronavirus-Pandemie verantwortlich, die bestehende Herausforderungen, die mit dem Begriff „Pflegenotstand“ umschrieben werden, noch verstärkt hat.

Am 26. September findet die Wahl zum 20. Deutschen Bundestag statt. Wählende entscheiden dann mit ihrer Stimme auch über den politischen Kurs in der Pflege. Die DGQ begleitet die Wahl mit eigenen Beiträgen aus der Qualitätsperspektive.

„Was erwarten Sie von der Politik in Sachen Pflege?“ – Diese Frage haben wir den Abonnenten und Abonnentinnen des DGQ-Pflege-Newsletters im Rahmen einer Umfrage zur Bundestagswahl 2021 gestellt.

Wo drückt die Q?

Zuerst wollten wir von unseren Mitgliedern und weiteren Pflege-Expertinnen und -Experten wissen, wie sie Themen des aktuellen Diskurses im Zusammenhang mit der Qualität in der Pflege beurteilen. Dazu haben wir die Abonnenten des DGQ Pflege-Newsletters nach ihrer Meinung gefragt. Die Ergebnisse unserer Umfrage „Was muss die Politik für die Pflege tun?“ liegen nun vor und werden hier vorgestellt.

Als Fachgesellschaft hat uns natürlich interessiert, ob unsere Leserinnen und Leser das Thema Qualität für den Schlüssel zur Lösung politischer Fragestellungen in der Pflege halten. Die Aussage findet bei über 82 Prozent Zuspruch (n=24), ein kleiner Teil ist unentschlossen (n=5).

Noch eindeutiger fällt das Ergebnis auf die Frage nach einer grundsätzlichen Reform der gesetzlichen Rahmenbedingungen in der Pflege aus. Das unterstützen alle Umfrage- Teilnehmenden, davon beinahe 80 Prozent sogar außerordentlich (n=23).

Sehr differenziert sind hingegen die Meinungen zu Personalbemessungs-Instrumenten als nachhaltige Lösung für das Ressourcen-Dilemma in der Pflege. Zwar stimmt knapp die Hälfte (48%) zu, aber 31 Prozent sind unentschlossen und immerhin gut ein Fünftel (21%) widersprechen dieser Aussage.

Mehr Zustimmung (64%) hat die Frage ergeben, ob Vorbehaltsaufgaben zur Attraktivität des Berufsfeldes beitragen. Gleichwohl stimmt ein Viertel der Antwortenden dieser Aussage nicht zu.

Agenda Setting

Außerdem wollten wir wissen, welche Themen die nächste Regierung in der Pflege zuerst anpacken sollte. Gut 72 Prozent der Teilnehmenden sehen in der Förderung bürokratiearmer Organisationsformen ein Handlungsfeld, gefolgt von einer Anhebung der Vergütungen und der Flexibilität in den Berufsfeldern (55%). Dieselbe Zustimmung erreicht die Verbesserung der digitalen Kompetenzen und der entsprechenden finanziellen Ausstattung (55%). Die Umschichtung der Finanzierungsgrundlage der Pflege in ein teilweise steuerbasiertes System sieht hingegen lediglich ein Drittel als dringende Aufgabe (31%).

Weitere relevante Themen hat eine offene Frage geliefert. Dazu gehören die Eindämmung der zunehmenden finanziellen Belastung von Pflegebedürftigen in der stationären Versorgung wie auch die wirtschaftlichen Gefahren und Wettbewerbs-Risiken, hervorgerufen durch die Ausweitung der Zeitarbeit. Außerdem wird auf Arbeitsbedingungen und Wertschätzung hingewiesen, die einer Verbesserung bedürfen.

Einordnung

Die Ergebnisse zeigen deutliche Tendenzen dahingehend, dass die Befragten eine grundsätzliche Reform der gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Pflege erwarten und dabei Qualität in den Fokus genommen werden soll.

Ob die derzeit in der Erarbeitung und Erprobung befindlichen Instrumente zur Personalbemessung den Pflegenotstand eindämmen und ob Vorbehaltsaufgaben die Attraktivität des Berufsfelds verbessern würden, wird hingegen differenzierter gesehen.

Bei den Aufgaben, die von einer künftigen Regierung dringlich in der Pflege angegangen werden müssen, steht darüber hinaus die Schaffung von Voraussetzungen für bürokratiearme Organisationsformen weit vorn. Die Mehrheit der Teilnehmenden spricht sich auch für bessere Entlohnung und mehr Flexibilität sowie für Unterstützung beim digitalen Kompetenzaufbau aus.

Ausblick

Die Umfrage ist nicht repräsentativ, gibt aber nach unserer Meinung eine Tendenz für die Meinung qualitätsorientierten Pflegepersonals wider. Dazu trägt bei, dass es sich bei den Befragten nach eigenen Angaben fast ausschließlich um Expertinnen und Experten aus den unterschiedlichen Sektoren im Fachbereich handelt.

Wir werden nun bis zu einem Koalitionsvertrag das Wahlgeschehen beobachten und in loser Folge unter dem Motto „Pflege hat die Q-Wahl“ an dieser Stelle veröffentlichen.

 

Über den Autor: Holger Dudel

Holger Dudel ist Fachreferent Pflege der DGQ. Er ist gelernter Krankenpfleger und studierter Pflegepädagoge und Pflegewissenschaftler. Er hat zuvor Leitungsfunktionen bei privaten, kommunalen und freigemeinnützigen Trägern der Langzeitpflege auf Bundesebene innegehabt. Qualität im Sozialwesen bedeutet für ihn, dass neben objektiver Evidenz auch das „Subjektive“, Haltung und Beziehung ihren Platz haben.

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