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Der qualifizierte (Haus-)Notruf

Person drückt Notrufknopf

Wer sich im Alter in einer besonderen Lebenssituation befindet, kann in Deutschland auf ein großes Angebot an Produkten zurückgreifen, die das Sicherheitsgefühl verbessern. Dasselbe gilt für Menschen, die auf Grund einer Behinderung oder wegen einer Erkrankung auf individuelle Hilfe in Notsituationen angewiesen sind. Notrufdienstleistungen bieten dieses Sicherheitsgefühl. Bei der Auswahl eines geeigneten Produkts gibt es Aspekte, die einen qualitativen Unterschied machen und sich für den Nutzer und Angehörige auszahlen. Hierbei hebt sich der qualifizierte Notruf von anderen Notruf-Produkten ab.

Beratung und fachliches Know-how

Häufig werden Notrufdienste von Menschen in Anspruch genommen, die an der Schwelle zu einer Pflegebedürftigkeit stehen. Daher kommt der Beratung eine besondere Bedeutung zu, die sowohl Fingerspitzengefühl im Umgang mit Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen, als auch fachliches Know-how erfordert. Das betrifft Wissen über die Ansprüche und Möglichkeiten im Zusammenhang mit Betreuung und Pflege und schließt Kenntnisse zur Technik ein.

Notrufsysteme bedienen sich unterschiedlicher technischer Hilfsmittel. Das reicht von der Applikation für das Smartphone über mobile Notrufsysteme bis hin zum klassischen Hausnotrufgerät. In allen Fällen ist eine Installation erforderlich und es muss ein dauerhafter Technik-Support erfolgen. Ein qualifizierter Dienstleister muss entsprechend geschultes Personal vorhalten. In manchen Fällen sind bei der Installation von Notrufsystemen, zum Beispiel bei der Kombination mit Rauchmeldern, bauliche Veränderungen erforderlich. Dafür muss das ausführende Personal entsprechend zertifiziert sein.

Kontaktaufnahme rund um die Uhr in jeder Situation

Wenn pflegebedürftige Menschen sich nicht sicher fühlen, ist es wichtig, dass sie mit jemandem sprechen können. Der Empfänger sollte daher eine Person sein, die potenzielle Notsituationen einschätzen kann, aber auch weiß, wann es vielleicht eher um Einsamkeit geht und keine akute Gefahr besteht.

Ein qualifizierter Notrufdienst verfügt immer über eine Zentrale, die ständig besetzt ist. Dort können rund um die Uhr an jedem Tag im Jahr geschulte Menschen einen Ruf in Empfang nehmen. Das sind nicht immer Notfälle. Die Zahl der lebensbedrohlichen Alarme ist im Verhältnis zu den eingehenden Meldungen und Alarmen sogar sehr gering. Die Mitarbeiter in den Notrufzentralen, die sogenannten Zentralisten, haben die Aufgabe, anhand der eingehenden Informationen zu entscheiden, ob es sich jeweils um eine Notsituation handelt und welche Hilfe und Unterstützung erforderlich ist.

Datengestützte Entscheidungen

Diese Hilferuf-Zentrale hat also für den qualifizierten Notruf eine entscheidende Bedeutung. Denn es gehen hier nicht nur rund um die Uhr Alarme mit Sprechverbindung ein. Es kann sich auch um technische Alarmmeldungen handeln. Das kann der Fall sein, wenn die Stromzufuhr zum Notrufgerät unterbrochen ist, oder wenn ein mit dem Gerät verbundener Sender ein Signal sendet, zum Beispiel ein Rauchmelder. Außerdem laufen in der Zentrale auch Meldungen und Rufe ohne Sprechverbindung ein, dazu gehören die sogenannten Passiv-Alarme. Das geschieht, wenn zum Beispiel ein Sensor, der mit dem Notrufgerät gekoppelt ist, eine Notlage identifiziert. Die Mitarbeiter in der Zentrale müssen dann umgehend klären, ob Hilfe benötigt wird.

In jedem Fall wertet der Zentralist die Informationen der unterschiedlichen Quellen aus und muss nach festgelegten Handlungsplänen situationsgerecht reagieren. Die Handlungsoptionen werden vorab mit dem Notrufkunden abgesprochen und in einem Notfallplan festgelegt. In die jeweilige Entscheidung des Zentralisten gehen zusätzlich die Gesundheitsdaten ein, die dort vorliegen. Diese werden regelmäßig aktualisiert, um immer adäquat reagieren zu können. Damit unterscheidet sich der qualifizierte Notruf entscheidend von anderen Hilferuf-Systemen.

Mobile Hilfedienste als Zusatzleistung

Qualifizierte Notrufdienste bieten zusätzlich einen mobilen Hilfedienst an. Die Bezeichnungen sind bei den Dienstleistern unterschiedlich, nämlich „Einsatzdienst“, „Schlüsseldienst“ oder „Hintergrund-Dienst“. Teilweise werden sie von kooperierenden Unternehmen erbracht, aber gewöhnlich nach festgelegten Standards und von entsprechend qualifiziertem Personal. Diese Zusatzleistung bietet den Vorteil, dass in jedem Fall eine Person des Vertrauens Zugang zur Wohnung hat. Vor allem bei nicht akut lebensbedrohlichen Situationen besteht dann die Möglichkeit, dass Hilfe in die Wohnung entsandt werden kann und das Öffnen der Wohnung und der Zutritt auch ohne das Zutun des Betroffenen möglich sind.

Sicherung von Kompetenzen: Notwendigkeit mobiler Notrufgeräte

Hausnotruf wird flächendeckend im Zuge der ambulanten pflegerischen Betreuung eingesetzt. Pflegebedürftige Menschen, die allein in der eigenen Häuslichkeit leben, haben einen gesetzlichen Anspruch auf diese Leistung.

Die ambulante Pflegesituation macht jedoch nicht an der Haustüre halt und im Zuge der Neudefinition des Konzepts Pflegebedürftigkeit erscheint es umso dringlicher, dass auch im Notruf-Genre ein Perspektivwechsel stattfindet. Denn die häusliche Pflegesituation ist eben nicht auf die Wohnung begrenzt. Vielmehr geht es darum, die vorhandenen Kompetenzen zu erhalten und eine zunehmende Abhängigkeit von Pflege zu verhindern und aufzuhalten. Um diesen Zweck zu erfüllen, muss das Pflegehilfsmittel auch außerhalb der Wohnung einsetzbar sein. Denn auf diese Weise kann der pflegebedürftige Mensch seine Mobilitäts-Ressourcen erhalten, sofern sie noch vorhanden sind.

Das ist jedoch nach der bisherigen Agenda in der Pflegeversicherung nicht selbstverständlich. Stationäre Hausnotrufsysteme sind in ihrer Reichweite begrenzt und lassen quasi technisch bedingt nur eine Nutzung in der eigenen Häuslichkeit zu. Zwar wurden im letzten Jahrzehnt auch mobile Notrufgeräte in die Liste der Notrufgeräte in das Pflegehilfsmittelverzeichnis aufgenommen. Aber die Kostenerstattung ist auf den Betrag der stationären Geräte begrenzt. Das bedeutet, dass für die Nutzung eines mobilen Notrufgerätes eine Eigenbeteiligung geleistet werden muss. Diese zusätzlichen Kosten können oder wollen viele nicht tragen. In der Folge nutzen sie dann nur das stationäre Angebot und können sich außerhalb der Häuslichkeit nicht mit derselben Sicherheit bewegen.

Eine Absicherung außerhalb der Wohnung würde dem Erhalt der Mobilität dienen und stellt gleichsam ein pflegerisches Ziel dar. Dazu wäre der Einsatz und Gebrauch von Geräten nötig, die außerhalb der Wohnung funktionieren oder sogar in beiden Lebensbereichen, wie die sogenannten hybriden Notrufgeräte.

Die DGQ setzt sich gemeinsam mit anderen Verbänden dafür ein, dass der Pflegebedürftigkeitsbegriff hier ernst genommen wird und im Sinne des Erhalts und der Förderung von Gesundheitskompetenzen mobile oder hybride Notruflösungen vollumfänglich durch die Pflegekassen finanziert werden.

Qualifizierte Systeme mit klaren Vorteilen

Notrufsysteme können für unterschiedliche Bedürfnisse von verschiedenen Anwendergruppen genutzt werden. Die Kriterien für die Auswahl eines geeigneten Produktes sollten vor der Anschaffung beurteilt werden. Es ist tragisch, wenn man die Eignung für die persönliche Situation erst im Notfall feststellt. Häufig wird in diesem Zusammenhang ein moralischer Aspekt vernachlässigt.

Die meisten Notrufprodukte sehen nämlich vor, dass mit der Alarm-Auslösung andere Menschen kontaktiert werden, um gegebenenfalls Hilfe heranzuholen. Im Falle des qualifizierten Hausnotrufs sind das zuerst die Mitarbeiter einer Hilferufzentrale. Im Vorfeld, gewöhnlich bei Vertragsabschluss, legt der Notrufkunde fest, ob eventuell weitere Personen über eine vorliegende Notsituation durch die Zentrale informiert werden sollen. Mit diesem Vorgehen wird sichergestellt, dass zuerst eine unabhängige und geschulte Person die Situation einschätzt.

Bei vielen nicht qualifizierten Notrufprodukten werden als Empfänger für den Notruf eigene persönliche Kontakte gespeichert. Dabei handelt es sich meist um Laien. Das können der beste Freund, die Freundin, ein Ehepartner oder nahe Verwandte oder Bekannte sein. Oft wird sogar eine ganze Reihe solcher Kontakte gespeichert und nach Priorität sortiert. Das heißt, im Notfall wird erst ein Wahlversuch bei der Person mit der höchsten Priorität unternommen. Wenn dort keine Antwort erfolgt, geht es mit dem nächsten Kontakt weiter.

Wenige Menschen machen sich klar, was das in einem echten Notfall bedeutet. Denn erstens übergeben sie den in der Notfallkette hinterlegten Personen im Zweifel die Verantwortung über Leben und Tod, was schon ausreichend Brisanz hat. Außerdem machen sie sich darüber hinaus nicht bewusst, was es für die eigene Situation und – emotional betrachtet – für die hinterlegten Personen heißt, wenn diese nicht erreichbar sind und dadurch zum Beispiel wichtige Zeit verloren gegangen ist. Und schließlich kann es sein, dass die angerufene Person gar nicht helfen kann, weil er oder sie die Situation nicht einschätzen kann oder schlicht überfordert ist. Es kann fatal sein, wenn dies erst im Notfall deutlich wird.

Qualifizierte Notrufdienste stellen dagegen sicher, dass tatsächlich zu jeder Zeit ein Ansprechpartner zur Verfügung steht und nach fachlichen und unabhängigen Kriterien für Hilfe gesorgt wird. Die entsprechende Notfallkette ist mit dem Kunden abgestimmt und berücksichtigt zusätzlich dessen Gesundheitsdaten.