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Hausnotruf: Kostenentlastung und Lebensqualität

Person drückt Notrufknopf

Zu Beginn war die Dienstleistung Hausnotruf noch ein Nischenprodukt, das vor allem von Hilfsorganisationen mit einfachsten Mitteln betrieben wurde. Mittlerweile sind dort Experten beschäftigt, die von der Klientenberatung, dem technischen Support und der Geräteinstallation über den Notruf-Einsatzdienst bis hin zur Zentralenleistung spezialisierte und qualifizierte Aufgaben übernehmen.

Der Erfolg des Hausnotrufs basiert auch auf dem Umstand, dass durch diesen niedrigschwelligen Hilferuf die Rettungsdienste entlastet werden.

Entlastung der Rettungsdienste und Verbleib in der eigenen Häuslichkeit

Die Anzahl der Rufe, die in einer Hausnotrufzentrale eingehen, ist von der Zahl der dort aufgeschalteten Kunden abhängig. Bei einer Zentrale mittlerer Größe laufen sechsstellige Rufmengen im Jahr ein. Bei deutschlandweit knapp 200 Zentralen kommt da eine stattliche Zahl zusammen. Ohne diesen Dienst müssten diese Rufe zum größten Teil von Rettungsstellen bearbeitet werden. Das würde die Volkswirtschaft zusätzlich belasten. Außerdem können qualifizierte Notrufdienste in den meisten Fällen die Probleme gemeinsam mit den Klienten lösen, ohne dass ein Rettungseinsatz erforderlich ist. Auch das entlastet letztlich die gesamtwirtschaftlichen Kosten.

In diesem Zusammenhang wird ein weiteres Argument genannt, das aus volkswirtschaftlicher Sicht für diese Notrufsysteme spricht. Sie sorgen nämlich dafür, dass Menschen länger in der eigenen Häuslichkeit verbleiben, weil sie sich unter anderem sicherer fühlen. Damit könnte ein Effekt für die Versorgungsqualität entstehen, der kostenrelevant ist (Clausen, 2012). Denn Menschen, die länger selbstständig leben, benötigen weniger Leistungen. Das bedeutet darüber hinaus, dass sie letztlich weniger Kosten im Sozialsystem verursachen.

Allerdings ist es wissenschaftlich äußerst anspruchsvoll, dieses Argument mit harten Daten zu untermauern. Denn es ist unter anderem ethisch schlecht vertretbar, Vergleichsgruppen mit und ohne Hausnotruf zu bilden, um die Folgen zu erforschen. Grundsätzlich scheint es aber logisch, dass ein längerer Verbleib in der eigenen Häuslichkeit nur dann möglich ist, wenn die entsprechenden Ressourcen zum Alleinleben noch vorhanden sind. Außerdem müsste dieser Verbleib, der ja von den meisten Menschen gewünscht wird, auch zu einer höheren Zufriedenheit führen, was für das seelische Wohl zuträglich ist. Das fördert wiederum die Gesundheit und führt letztlich zu geringeren Kosten.

Preis und Leistung von Notrufsystemen

Tatsächlich unterstützt das deutsche Gesundheitssystem den Wunsch der Menschen nach Selbstständigkeit und Selbstbestimmung, wenn Einschränkungen oder Pflegebedürftigkeit sie abhängig von Hilfe machen. Der Grundsatz „ambulant vor stationär“ ist im §3 der Pflegeversicherung festgeschrieben. Das bedeutet, dass Leistungen dem Verbleib in der ambulanten, also der häuslichen Umgebung dienen sollen. Der qualifizierte Notruf, also die von den Pflegekassen anerkannten Produkte im Hausnotruf und mobilen Notruf, leisten dazu einen Beitrag. Unter der Berücksichtigung der Einschränkungen bei der Kostenübernahme mobiler und hybrider Notrufgeräte wird der Grundservice im Falle der Pflegebedürftigkeit finanziert. Dieser umfasst die Beratung, Installation eines Gerätes sowie dessen Anschluss an eine ständig besetzte Zentrale, den technischen Support und die Wartung sowie den Abbau.

Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Zusatzleistungen. Am häufigsten werden im Falle der Pflegebedürftigkeit die Hilfedienste zusätzlich gebucht. Diese Leistung selbst unterscheidet sich zwischen den Anbietern. So gibt es pauschalisierte Angebote, bei denen eine bestimmte Anzahl an Einsätzen im Monat oder Jahr kostenlos ist und bei manchen wird pro Einsatz eine Gebühr fällig, deren Höhe variiert. Daneben gibt es auch eine Reihe von Sensoren und Zusatzgeräten, die mit gängigen Hausnotrufgeräten verbunden werden können und gegen Aufpreis für noch mehr Sicherheit sorgen. Dazu gehören Sturzmatten, Rauchmelder, Gasmelder, Bewegungssensoren und vieles mehr.

Auch der qualifizierte mobile Notruf ist eine Zusatzleistung. Das heißt, im Falle der Pflegebedürftigkeit ersetzt die Pflegekasse nur den Grundbetrag in Höhe von 23 Euro im Monat. Die Differenz muss der Kunde selbst finanzieren. Die Preise und die Leistungen variieren zwischen den Dienstleistern. Ein grober Mittelwert dürfte bei circa 50 Euro pro Monat für den mobilen Notruf liegen. Das heißt, dass im Falle der Pflegebedürftigkeit monatlich zusätzlich circa. 30 Euro für diesen Dienst anfallen.

Kunden, die einen Anspruch auf die Finanzierung über die Pflegekassen haben, machen sicherlich einen großen Teil des Marktes aus. Folglich ist der qualifizierte Notruf ein großes Marktsegment. Durch das Internet drängen jedoch viele neue Dienste mit intelligenten Notruflösungen auf den Markt, die auch das Potenzial haben, das Stigma des Notrufs aufzulösen, das mit alt und hilflos in Verbindung steht.

Gesetzgeber fördert digitale Helfer

Auch der Gesetzgeber bewegt sich und passt nun nicht nur den Pflegehilfsmittelkatalog an, sodass dort weitere Notrufprodukte aufgenommen werden können. Mit dem Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG) kommt zusätzlich Fahrt in das Angebot an digitalen Helfern. Der Gesetzesentwurf soll unter anderem dazu führen, die Nutzung von Systemen zu fördern, die auf intelligenter Technik basieren und die Chancen der digitalisierten Interventionen auch im Sozialbereich und der Pflege heben.

Nicht nur wegen der demographischen Entwicklung, sondern auch wegen der Chancen, die sich durch die Verbesserung des Sicherheitsgefühls und der Lebensqualität ergeben, haben Notrufsysteme eine starke Zukunft.