Compliance Officer – ein Überblick9 | 03 | 18

Was macht eigentlich ein Compliance Officer?

Diese Frage stand ganz am Anfang der Blogpostreihe über das Tätigkeitsspektrum eines Compliance Officers. Nach dem ich einen ersten Artikel über fünf relevante Schlüsselqualifikationen verfasst habe, wollte ich mehr über dieses Berufsfeld und die Herausforderungen wissen. Ein Compliance Officer muss neben Fachkenntnissen, wie betriebswissenschaftlichem Know-how und juristischem Wissen, auch über Führungs- und Überzeugungsfähigkeit, kommunikative Fähigkeiten und Flexibilität verfügen. Schnell drängte sich die Frage auf, ob es sich beim Compliance Officer bei der Vielfalt an Aufgaben und nötigen Kompetenzen um einen wahren Superhelden handelt.

Der Compliance Officer ein Superheld?

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, zog ich zunächst die Berufsfeldstudie des Berufsverbandes der Compliance Manager (BCM) aus dem Jahr 2016 hinzu. Die Ergebnisse zeigten, dass der Compliance Officer sein Arbeitsumfeld insgesamt positiv bewertet – ebenso das Gehalt und die Work-Life-Balance. Beim Selbstverständnis des Compliance Officers bleiben allerdings noch Fragen offen. Klar ist, dass er sich als Berater von Geschäftsführung und Vorstand sieht und ebenso als Übersetzer rechtlicher Anforderungen in organisatorische Maßnahmen. Die Aufgaben eines Compliance Officers sind vielfältig und zumeist im Bereich Schulungen, Kommunikation und Richtlinienerstellung zu finden.

Der Compliance Officer im Interview

Der nächste Schritt auf dem Weg zu einem besseren Verständnis dieses Berufs war der Austausch mit einem „echten“ Compliance Officer im Interview. Mein Gesprächspartner war ein erfahrener Jurist, der bei einem international agierenden Beratungsunternehmen tätig war und nun Compliance Officer im Finanzsektor ist. Er verfügt daher über weitreichende Branchenkenntnisse und war der perfekte Interviewpartner, um mehr über den Beruf des Compliance Officers zu erfahren. Neben den Aspekten, die ihn an diesem Beruf reizen, wie die abwechslungsreichen Fragestellungen, die Vielfalt der Themen und die Gestaltungsfreiheit trotz strenger Vorgaben habe ich auch etwas über weitere Fähigkeiten erfahren, die ein Compliance Officer benötigt. Hierzu gehören Neugier für die relevanten Themen und Flexibilität aber auch Empathiefähigkeit, Konsequenz und Integrität. In diesem Interview kamen auch die problematischen Aspekte des beruflichen Alltags zur Sprache. Das Schwierige an der Position ist, dass man als Compliance Officer immer wieder deutlich machen muss, dass man sich als Helfer oder Partner der Fachabteilungen sieht – und nicht nur als erhobener Zeigefinger wahrgenommen wird. Auch die eigene Vorbildfunktion sollte nicht unterschätzt werden. Zudem ist die Position im Unternehmen eine besondere, denn man arbeitet als Compliance Beauftragter oder Compliance Beauftragte unabhängig von der Hierarche im Unternehmen.

Womit beschäftigt sich ein Compliance Officer eigentlich genau?

Um tiefer in die Thematik einzutauchen, schaute ich mir die Aufgaben eines Compliance Officers etwas genauer an. Als erstes befasste ich mich mit dem spannenden Themenfeld der Korruption. Neben der Frage, wo Korruption beginnt und wo eine nette Geste aufhört, beschäftigten mich zudem die Ursachen und natürlich mögliche Maßnahmen gegen Korruption. Das Thema Sexismus am Arbeitsplatz ist ein Thema, das zunehmend in den Blick der Öffentlichkeit rückt – und sich auch aus Compliance-Sicht betrachten lässt. Auch hier gilt es, erst einmal die Begriffe zu klären und Sexismus von sexueller Belästigung zu unterscheiden. Mit letzterem hat laut der Antidiskriminierungsstelle des Bundes bereits jeder Zweite Erfahrungen gemacht. Da die Folgen für die Betroffene umfangreich sind, ist es am besten, wenn Sexismus und sexuelle Belästigung keinen Raum im Unternehmen haben. Helfen kann es hier, klare Compliance-Richtlinien festzulegen und sie regelmäßig zu überprüfen. Für die Themenfelder „Korruption“ und „Sexismus am Arbeitsplatz“ gilt, dass beschlossenen Maßnahmen nicht nur auf dem Papier bestehen. Wichtig ist, dass alle Ebenen im Unternehmen sie leben. Gerade beim Thema sexuelle Belästigung und Sexismus im Unternehmen, stehen nicht nur die Vermeidung von Schadenersatzforderungen und Leistungsverweigerung im Vordergrund. Ebenso wichtig ist eine arbeitnehmerinnen- und arbeitnehmerfreundliche sowie eine diskriminierungsfreie Unternehmenskultur. Alle Beschäftigte sollten hier ihre Potenziale entfalten können und Diversität als Vorteil sehen.

Es dreht sich alles um die Kultur!

Diese Erkenntnis brachte mich zur Frage, wie das Verhältnis zwischen Compliance und (Unternehmens-)kultur ausgestaltet ist bzw. sein sollte. Denn vor allem die Vorbildfunktion von Compliance Officern und der Geschäftsführung wird immer wieder betont. Was also ist diese viel beschworene Compliance-Kultur? Festhalten lässt sich, dass Compliance weit mehr ist als das Befolgen von Gesetzen und Regeln. Eine Compliance-Kultur lässt sich vorleben, aber nur bedingt aktiv gestalten. Allerdings lassen sich von Seiten der Geschäftsführung und der Vorgesetzten Rahmenbedingung schaffen, die das Entstehen einer compliancefördernden Kultur begünstigen. Compliance zur „Chefsache“ zu machen sollte auf der Agenda jeder Führungskraft ganz oben stehen, denn die Folgen von „Non-Compliance“ sind für Unternehmen und Beschäftige oft gravierend. Eine gefestigte Compliance-Kultur und ein professionelles CMS kann das Unternehmen und Stakeholder schützen, den guten Ruf bewahren, ein wichtiges Qualitätsmerkmal darstellen und echte Wettbewerbsvorteile schaffen.

Alle Beiträge zum Thema Compliance im Überblick:

Der Compliance Officer: Das Berufsbild eines „Superhelden“

Der Compliance Officer: Das Interview

Der Compliance Officer: die Aufgaben (Teil I)

Der Compliance Officer: die Aufgaben (Teil II)

Der Compliance Officer: Die Kultur

Abgerundet wird die Serie mit dem Artikel Datenschutz oder Compliance?

Spannende Blogbeiträge, News, Whitepaper und interessante Veranstaltungen rund um Datenschutz und Compliance finden Sie auf unserer Themenseite. Informationen zur Ausbildung zum Compliance Officer haben wir auf der DGQ-Website für Sie zusammengestellt.

 

Über die Autorin: Christina Eibert

Christina Eibert ist studierte Sozialwissenschaftlerin und Produktmanagerin bei der DGQ. Sie verantwortet die Trainings in den Bereichen Compliance, Datenschutz, Statistik und Cyber-Sicherheit. Besonders wichtig ist es ihr, praxisnahe und zukunftsorientierte Weiterbildungen zu entwickeln, von denen Teilnehmer und Unternehmen gleichermaßen profitieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert